Magendrehung bei Hunden
eine Information der Kleintierklinik Dres. Walla
Ludwig-Wagner-Str. 31, 69168 Wiesloch
Ursachen, Symptome, Behandlung Die Magendrehung ist aufgrund ihres akuten, heftigen und potentiell tödlichen Auftretens eine der tragischsten Erkrankungen, speziell großer Hunde. Der folgende Beitrag soll einige Informationen liefern, die im „Eifer des Gefechts“ bei der Vorstellung im Notdienst oft in der Erklärung zu kurz kommen. Außerdem sollen einige Tipps helfen, das Entstehen einer Magendrehung durch gezielte Vermeidung bestimmter auslösender Faktoren zu verhindern. Vorkommen:
eine Magendrehung kann bei jeder Hunderasse und –größe und sogar bei Katzen vorkommen, bildet aber typischerweise ein Problem bei großen und Riesenrassen. (Bei kleinen Rassen ist lt. amerikanischer Statistik übrigens der Dackel überproportional vertreten). Die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten einer Magendrehung steigt mit zunehmendem Alter, wobei sie zwischen dem 7. + 10. Lebensjahr am höchsten ist. Ursachen:
leider sind die ursächlichen oder auslösenden Gründe noch nicht bekannt; allerdings hat man einige Risikofaktoren entdeckt, welche in vielen Fällen eine Magendrehung (mit-) entstehen lassen. einmalige, reichliche Fütterung / Tag, oft kombiniert mit stressigen Situationen => dies führt zu einer deutlicheren Zunahme der Magengröße. schnelles, hastiges Fressen, oftmals mit Luftschlucken; nervöses Temperament. Bewegung / Spaziergang / Training direkt nach einer Mahlzeit => eine Magendrehung kann somit auch ohne vorherige Aufgasung stattfinden. Desweiteren scheinen eine Rolle zu spielen: verzögerte Magenentleerung, Verstopfung des Magenausganges, Hemmung des Magenaktivität durch Medikamente, stumpfe Verletzungen des Bauches, Verletzungen der Wirbelsäule, lange chirurgische Eingriffe oder lange Rekonvaleszenzzeiten nach einer anderen Erkrankung. Auch müsli-/ breiartige Mahlzeiten werden als Ursache vermutet, konnten aber durch diverse Studien noch nicht bestätigt werden. Entstehung:
Die Magendrehung ist ein akuter Krankheitsprozeß, d.h. sie verläuft in der Regel sehr schnell und kann innerhalb kürzester Zeit (2-3 Stunden) zum Tode führen. Das Krankheitsbild umfaßt in den meisten Fällen ein akutes Aufblähen des Magens und eine Drehung um die eigene Achse, wobei wie vorher beschrieben die Drehung auch ohne vorherige – erkennbare – Aufgasung stattfinden kann. Der Magen bläht durch übermäßige Füllung einerseits und Störung der Magenentleerung, bzw. herabgesetzter Aktivität andererseits auf; dies wird verstärkt durch Luftschlucken und Ansammlung von Gärungsgasen. Die Magenwand überdehnt sich nun, läßt dadurch den Magen sich um seine eigene Achse (meist von hinten gesehen im Uhrzeigersinn) und damit um seinen Aufhängeapparat um die Speiseröhre herum drehen und zieht einen Teil der Eingeweide incl. Milz mit sich (dadurch oft Milzstauung) => somit werden sämtliche Zugänge zum Magen vollständig verschlossen. Da die Gase nun nicht mehr entweichen können, nimmt die Aufgasung weiter zu; dies drückt zum Einen auf den Brustkorb und erschwert die Bewegung des Zwerchfells (und somit die Atmung des Hundes). Zum Anderen drückt sie auf große Venen im Bauchraum, was den nötigen Blutrückfluß zum Herzen verhindert. Durch die Drehung wird außerdem die Blutzufuhr zum Magen unterbrochen, was, wie später erwähnt, zum Absterben der Magenwand führen kann. Erschwerte Atmung mit folgender abnehmender Sauerstoffversorgung der überdrehten Organe und des gesamten Körpers sowie erniedrigter Blutfluß mit sinkender Herzleistung und fallendem Blutdruck enden schließlich in Kreislaufkollaps und Tod. Symptome: diese zeigen sich oft abends oder nachts im Anschluß an eine reichliche Fütterung Unruhe, Würgen, erfolglose Brechversuche ! Zunehmende Aufblähung des Bauches und damit gekoppelte Atemnot. Immer ausgeprägtere Kreislaufschwäche mit Taumeln, Zusammenbruch und Tod. Therapie:
gute Behandlungserfolge sind nur zu erwarten, wenn sofort gehandelt wird, denn: jede Minute Verzögerung entscheidet über Leben und Tod! Deshalb ist die Therapie der Magendrehung in bis zu 70% der Fälle erfolgreich, wenn der Besitzer die Symptome sofort erkennt und den nächstgelegenen Tierarzt aufsucht. Die Behandlung beginnt mit einer schnellen Infusion in die Vene, wobei mind. 2 Venenkatheter gelegt werden müssen. Die Infusion soll verlorene Flüssigkeit ersetzen und den Blutfluß verbessern. Gleichzeitig wird ein Abgasen des Magens versucht, was normalerweise durch Punktion des gasgefüllten Magens mithilfe einer Nadel direkt durch die Bauchwand und durch Einführen einer dicken Sonde in den Magen über das Maul geschieht. Eine genügende Abgasung allein auf diese Weise gelingt allerdings nicht immer, da oft z.B. große Futterpartikel die Sonde verstopfen. Auch ist selbst bei erfolgreicher Abgasung in Kürze eine erneute Drehung des Magens zu erwarten, so daß die beschriebenen Aktionen lediglich als Vorbereitung dienen. Als nächstes werden Medikamente, incl. Antibiotika zugeführt, um den Schock zu bekämpfen und Schäden an der Magenwand zu minimieren. Wann immer möglich, d.h. sobald der Patient im geringsten narkosefähig ist, sollte eine operative Dauerheilung angestrebt werden. Dies beinhaltet v.a. die Lagekorrektur des Magens; gleichzeitig wird der Chirurg aber auch versuchen, den Magen in einer korrekten Position an der Bauchwand zu befestigen, um einer erneuten Drehung vorzubeugen. Dies wird „Gastropexie“ genannt und kann auf verschiedenerlei Arten erfolgen (z.B. an der seitlichen Bauchwand). Bei einer Anheftung des Magens direkt an der Mittellinie der Bauchwand sollte dies aber dem Besitzer vom Tierarzt für evtl. künftige Bauchoperationen durch andere Kollegen mitgeteilt werden, um Verletzungen der Magenwand bei erneuter Eröffnung der Bauchhöhle zu vermeiden. Konservative Methoden und Teiloperationen ohne Gastropexie haben Rückfallquoten von 80%!!! Generell ist bei dieser OP ein relativ großer Schnitt nötig, da gegebenenfalls die Milz mit entfernt werden muß. Prognose:
Zeigt sich bei der Operation, daß große Teile der Magenwand bereits abgestorben sind, ist die Prognose für die Überlebenszeit nach der Operation rel. schlecht. Traurigerweise wird der Tierarzt in dieser Situation eine schmerzlose Euthanasie des Hundes noch in der Narkose in Betracht ziehen und mit Ihnen besprechen; dies aber einzig, um dem Patienten weiteres Leid zu ersparen. Auch die Zeit nach der Operation ist voller Risiken. Herzarrhythmien sind häufig, genauso wie lebensbedrohende Probleme durch Geschwüre oder sogar Durchbrüche der Magenwand, Bauchspeicheldrüsen- und Leberschäden, Infektionen und massive Thrombosen. Aus diesem Grund bleiben die Hunde nach der Operation meist für einige Tage zur Intensivüberwachung in der Klinik. Dabei stehen sie für ca. 2 Tage unter absoluter Nahrungskarenz und dürfen erst nach einigen weiteren Tagen Magenschonkost wieder mit ihrem gewohnten Futter angefüttert werden, um den Magen möglichst wenig zu belasten. Prophylaxe:
wie bereits besprochen, ist die Vermeidung einer Magendrehung nicht ganz einfach, da die genauen Ursachen noch nicht erforscht sind. Abschließend läßt sich aber unter Beachtung oben aufgeführter Risikofaktoren folgendes raten: die Futtermenge sollte auf mind. 2x Mahlzeiten / Tag verteilt werden. Außerdem eignet sich die Fütterung einer kompakten Nahrung besser als alleinige Flocken oder Müslinahrung. Wassergaben empfehlen sich erst ca. 2 Stunden später. Nach einer Mahlzeit sollte dem Hund für mind. 1 Stunde absolute Ruhe gegönnt werden. Treten dennoch Symptome einer Magendrehung auf, ist am besten der nächstgelegenste Tierarzt zu benachrichtigen. Es kann unter Umständen den Tod des Tieres bedeuten, 1 Stunde Autofahrt auf sich zu nehmen, nur um den „Lieblingstierarzt“ zu erreichen. Es läßt sich sicherlich auch mit anderen Tierärzten, z.B. am Urlaubsort vereinbaren, zumindest eine Notversorgung hinsichtlich Abgasung und Schockbekämpfung einzuleiten. Hat man den Patienten dann stabilisiert und ist die Gefahr einer erneuten Aufgasung für die nächsten 24 Stunden gebannt, kann man evtl. – und so weit es der Zustand des Hundes zuläßt – am nächsten Tag immer noch den hauseigenen Tierarzt zur operativen Versorgung aufsuchen. Am wichtigsten ist aber wie gesagt die sofortige Einleitung einer Behandlung.